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6 Tipps zum Thema Social Media für Fertigungsbetriebe von einem Überzeugungstäter

social media for manufacturing companies

John Saunders ist ein absoluter Experte in Sachen Social-Media-Marketing für Fertigungsbetriebe. Mit NYC CNC betreibt er den erfolgreichsten Videokanal für Fertigungstechnik und Produktion auf YouTube.

Die Zahlen sprechen für sich: Mit knapp 200.000 Abonnenten und über 30 Millionen Abrufen auf YouTube sowie einer 36.000 bzw. 20.000 Nutzer starken Follower-Gemeinde auf Facebook und Instagram hat Saunders sich als Meister des Social-Media-Marketings etabliert.

Der Erfolg von NYC CNC und seiner Werkzeugbaufirma Saunders Machine Works ist seinen unermüdlichen Marketingaktivitäten auf Social Media zu verdanken. Vor zehn Jahren hatte Saunders noch nie ein Teil hergestellt. Er hatte lediglich eine Idee für ein Produkt und brauchte die entsprechenden Teile. Statt den Auftrag an externe Anbieter zu vergeben, begab sich Saunders im Internet auf die Suche, kämpfte sich „mehr schlecht als recht“ durch ein paar CAD-/CAM-Software-Angebote, kaufte eine CNC-Maschine und arbeitete sich in die Fertigungstechnik ein.

John Saunders using his Tormach CNC machine
„Ich finde es toll, Dinge herzustellen: zu wissen, dass ich mit einer neuen Idee aufwachen, diese dann in der Software modellieren und mit der CNC-Maschine umsetzen kann.“ Credit: John Saunders.

„Das war eine echte Herausforderung, aber ich bin bei der Stange geblieben, weil ich sie wirklich meistern wollte“, sagt Saunders im Rückblick.

Die Leidenschaft für den Erwerb und die Vermittlung von Wissen, die ihn als Unternehmer antreibt, steht auch bei seinen Social-Media-Aktivitäten im Vordergrund. So bietet er On- und Offline-Schulungen für die Software an, die in seinem Betrieb zum Einsatz kommt.

Eine Social-Media-Präsenz ist heutzutage quasi ein Muss für Fertigungsbetriebe so ziemlich aller Branchen. Dabei geht es vor allem darum, „zu zeigen, wofür Ihr Betrieb steht, welche Unternehmenskultur dahintersteht und dass die Mitarbeiter mit Stolz an ihre jeweiligen Aufgaben herangehen“, wie Saunders erläutert.

Im Folgenden verrät Saunders aus eigener Erfahrung sechs Tipps, wie Sie das Potenzial von Social Media für Ihren Fertigungsbetrieb voll ausschöpfen können.

1. Erkennen Sie das Potenzial von Social Media zum Anwerben neuer Kunden und zukünftiger Mitarbeiter.

Genau wie jeder andere Werbeträger bieten Social Media ein weiteres Mittel, mit dem Sie auf Ihr Unternehmen aufmerksam machen können. „Als Unternehmer erstaunt es mich immer wieder, wenn eine Firma keine Social-Media-Präsenz hat“, so Saunders. „Ob ich den jeweiligen Anbieter auf Social Media finden kann oder nicht, spielt bei meinen Kaufentscheidungen über neue Geräte oder Dienstleistungen eine große Rolle.“

Wie stark solche Entscheidungen vom sozialen Umfeld beeinflusst werden, konnten Forscher an der Stanford Graduate School of Business in einer Studie zum Kaufverhalten von Flugzeugpassagieren nachweisen. Im Internet-Zeitalter beziehen Käufer die Gewissheit, sich für den richtigen Anbieter entschieden zu haben, zu einem großen Teil aus den Bewertungen anderer Nutzer. Dies gilt erst recht für jüngere Nutzer. „Fachmessen bzw. traditionelle Kundenakquise spielen für die jüngere Generation quasi keine Rolle mehr“, meint Saunders.

Saunders Machine Works shop floor
Der Arbeitsalltag bei Saunders Machine Works in Zanesville (Ohio). Credit: John Saunders.

Saunders warnt davor, die Bedeutung zu unterschätzen, die Social Media gerade für diese jüngere Generation haben – schließlich handelt es sich dabei um Ihre zukünftigen Mitarbeiter. Genauso wie Sie sich die Social-Media-Profile von Bewerbern anschauen, dient Ihre eigene Social-Media-Präsenz diesen als Entscheidungsfaktor bei der Stellensuche. Wie Saunders betont, bietet sich hier zugleich eine hervorragende Chance, eine neue Generation für die Fertigung zu begeistern.

„Man muss den Leuten zeigen, dass Fertigung längst keine Schmuddelarbeit in schlecht beleuchteten Werkshallen mehr ist“, so Saunders. „Gerade im Bereich der Fertigungstechnik sind die Aufgaben sehr vielfältig und abwechslungsreich – von der Bedienung über die Programmierung bis hin zur Wartung.“

2. Nutzen Sie die richtige Plattform für Ihr Unternehmen und Ihre Kapazitäten.

Ob Facebook, YouTube, Instagram oder alle drei – das Entscheidende ist, dass die Plattform zu Ihrem Unternehmen passt und Ihnen die Möglichkeit bietet, Ihre Inhalte ohne allzu großen Aufwand effektiv zu präsentieren.

3. Behalten Sie beim Erstellen von Inhalten Ihr Zielpublikum im Blick.

Auf gar keinen Fall sollten Sie Social Media zum Recyceln von Unternehmenspräsentationen im PDF-Format und anderen Werbematerialien missbrauchen. „So was wollen die Nutzer nicht sehen“, betont Saunders.

Auf NYC CNC wollen die Nutzer vor allem Video-Anleitungen zur Herstellung von Teilen bzw. Anwendung der entsprechenden Software sehen. Auf dieser Basis gestaltet Saunders auch seine zeitliche Planung. „Mittwochs veröffentlichen wir immer einen neuen Beitrag in der Reihe Wednesday Widget, in dem die Nutzer lernen, wie ein Teil hergestellt wird“, erklärt er. „Freitags gibt es ein Video zu Fusion 360 von Autodesk – dabei geht es darum, wie man etwas macht oder etwas Neues lernt. Ansonsten veröffentlichen wir gerne Videos zu Themen wie Existenzgründung, Werksbesichtigungen oder Branchentrends.“

Saunders kennt sein Publikum zwar ziemlich gut – hellsehen kann er jedoch trotzdem nicht und weiß daher nicht unbedingt im Voraus, welche Inhalte am besten ankommen. Während seine eher technisch orientierten Videos teilweise nur (!) 20.000 Mal abgerufen werden, kann es ein Film über die maschinelle Bearbeitung eines Kürbisses zu Halloween schon mal auf über 600.000 Abrufe bringen. Das ist völlig okay so, findet Saunders – wichtig ist ihm, dass er gute Inhalte einstellt, die die Interessen des Publikums ansprechen, sodass die Leute beim nächsten Beitrag wieder vorbeischauen.

4. Halten Sie an einem konkreten Zeitplan für die Veröffentlichung Ihrer regelmäßigen Beiträge fest.

„Strategie“ sei ein Begriff, der auf manche Leute abschreckend wirke, so Saunders – hinter der inhaltlichen und zeitlichen Gestaltung der Social-Media-Aktivitäten eines Unternehmens sollte jedoch schon ein bisschen Überlegung stehen.

5. Ihr Publikum will Interaktion – mit dem Einstellen von Inhalten ist es nicht getan.

Über Ihren Social-Media-Auftritt schaffen Sie eine Community rund um Ihr Unternehmen und werden zudem Teil der größeren Social-Media-Community von Nutzern, die sich für Fertigungsthemen interessieren. Konkret bedeutet das: Sie müssen zum einen Ihr Publikum ermuntern, Kommentare oder eigene Beiträge einzustellen, auf die Sie dann wiederum selbst antworten müssen. Zum anderen sollten Sie auch auf anderen Websites Kommentare und Beiträge posten und deren Inhalte verlinken bzw. weiterempfehlen. „Wenn unsere Mitarbeiter Konkurrenzfirmen auf Instagram folgen, dann nicht nur deshalb, weil wir Fertigungstechnik so toll finden, sondern weil wir uns alle irgendwie einer Gemeinschaft zugehörig fühlen“, erläutert Saunders. „Wir wollen uns gegenseitig unterstützen, auch wenn wir im Wettbewerb zueinander stehen.“

Dabei können sich schon mal ziemlich coole Begegnungen ergeben, wie Saunders es erst kürzlich auf einer Geschäftsreise erlebt hat. Im Rahmen seiner Tätigkeit für die Autodesk University – deren Schulungen er als weitere Chance zur Wissensvermittlung und zum Austausch mit seiner Community sieht – war er im Hotel Palazzo in Las Vegas. Dort fiel ihm eine Skulptur auf: der Schriftzug LOVE aus riesigen Metallbuchstaben mit einem Stanzmuster aus Tausenden von Tauben. Neugierig geworden, postete Saunders ein Foto auf Instagram und fragte seine Follower, was sie davon hielten. Und nur wenige Stunden später hatte bereits jemand ein Foto eines taubenförmigen Stanzteils hochgeladen.

„Die Künstlerin hatte beim ‚Burning Man‘-Festival die Stanzrohlinge verteilt“, erzählt Saunders. „Das war ein cooles Beispiel dafür, wie sich Wissen vermitteln lässt, indem man über ein Kunstwerk redet, über Techniken zur Metallverarbeitung und Verfertigung. Das hat zwar nicht unmittelbar mit Kundenakquise für meine Firma zu tun, gibt mir jedoch die Möglichkeit, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, worum es bei unserer Arbeit eigentlich geht – nämlich Dinge für Menschen herzustellen.“

Die LOVE-Installation der Künstlerin Laura Kimpton im Waterfall Atrium and Gardens von The Palazzo in Las Vegas. Credit: The Palazzo.

Die LOVE-Installation der Künstlerin Laura Kimpton im Waterfall Atrium and Gardens von The Palazzo in Las Vegas. Credit: Brandon Au.

6. Erwarten Sie keine Wunder – Wachstum braucht Zeit.

Saunders bezeichnet NYC CNC scherzhaft als „Blitzerfolg, der zehn Jahre auf sich warten ließ“. Gut möglich, dass Sie einen ähnlich langen Atem brauchen. Es kann über ein Jahr vergehen, bis Ihre Social-Media-Aktivitäten die erhoffte Dynamik entwickeln. Saunders brauchte für den Aufbau seiner Instagram-Gemeinde sogar fünf Jahre.

„Social-Media-Werbung ist insofern nicht so einfach, als es eine Weile dauert, eine erfolgreiche Plattform aufzubauen“, sagt er. „Manche Menschen stört das, vor allem in dieser Generation, da wir uns gerne einbilden, wir könnten alles beschleunigen, indem wir einfach mehr Geld reinstecken.“ Gesponserte Beiträge auf Instagram oder Facebook können zwar eine wirkungsvolle Strategie darstellen, um ein spezielles Zielpublikum zu erreichen. In jedem Fall ist aber davon abzuraten, Follower zu kaufen.

Letztlich ist Ihre Präsenz auf Social Media immer nur so stark wie Ihr Engagement. „Wenn es Ihnen keinen Spaß macht, sollten Sie es sein lassen oder jemanden finden, der Ihnen diese Aufgabe abnimmt“, rät Saunders. „Ich frage mich manchmal, was wäre, wenn YouTube und Google diese Nutzerstatistiken einfach erfunden hätten – würde ich dann bereuen, dass ich das alles gemacht habe? Bestimmt nicht. Ich mache das wirklich gerne. Man muss etwas Geduld haben und es aus der richtigen Motivation heraus tun, dann kommen die Nutzer schon.“